Das Wetter im Anbaujahr 2023/24: Spätfröste verursachen Schäden im Wein- und Obstbau
Der Sommer 2023 präsentierte sich warm und sonnig aber auch mit vielen Niederschlägen, vor allem während der Getreideernte. Einem regenreichen August folgte ein nasser Herbst: Der September war im langfristigen Vergleich zu warm und niederschlagsarm. Die Landwirtinnen und Landwirte konnten so, wenn auch etwas verspätet, Winterraps aussäen. Im Oktober und November fielen bei milden Temperaturen reichlich Niederschläge. Nach den Ermittlungen des Deutschen Wetterdienstes betrug die Niederschlagmenge in Rheinland-Pfalz in beiden Monaten zusammen 225 Liter je Quadratmeter.[1]
Aufgrund der überdurchschnittlichen Temperaturen zeigten sich viele Pflanzen noch wüchsig. Winterweizen lief zügig auf. Der Winter zeigte sich wechselhaft mit zeitweiligen winterlichen Einbrüchen. Die kurze Eis-Episode Mitte Januar wurde durch mildes und zeitweise nasses Wetter zum Frühling hin abgelöst. Im mildesten März seit Aufzeichnungsbeginn blieben spätwinterliche Kälterückfälle aus, womit die Pflanzenentwicklung einen Vorsprung von zwei bis drei Wochen gegenüber dem Mittel der vergangenen Jahrzehnte aufwies. Bis Mitte April setzte sich die für die Jahreszeit sehr warme Witterung fort und ab der Monatsmitte unterbrach ein Kaltlufteinbruch mit ergiebigen Niederschlägen die Frühjahrsaussaat. Vor allem in den Nächten zum 22. und 23. April traten in weiten Landesteilen leichte, örtlich mäßige Fröste bis unter –5 Grad Celsius auf. Speziell im Obst- und Weinbau entstanden an den ungewöhnlich weit entwickelten Pflanzen in vielen Regionen massive Schäden. Zum Monatsende wurde bei trocken-warmem Wetter die Saat von Zuckerrüben und Mais fortgesetzt.
Der Mai verlief wechselhaft mit überdurchschnittlichen Temperaturen. Die zweite Monatshälfte gestaltete sich zunehmend unbeständig mit teils ergiebigem Regen. Dauerregen verursachte nach der Monatsmitte im Saarland und in Teilen der Pfalz ein massives Hochwasser. Im Pfälzerwald wurden gebietsweise bis zu 250 Liter je Quadratmeter gemessen. Die Pflanzenentwicklung zeigte sich zum Frühlingsende noch um mehr als eine Woche verfrüht. Dauerregen und große Temperaturschwankungen prägten den Juni, der erst gegen Ende des Monats Höchstwerte von über 30 Grad Celsius erreichte. Die gute Wasserversorgung sorgte für ein gutes Grünlandwachstum. Der erste Heuschnitt konnte witterungsbedingt vielerorts erst verspätet erfolgen. Eine trockene Phase Ende Juni wurde für den Beginn der Ernte von Wintergerste genutzt. Die feuchtwarme Witterung sorgte für einen Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten. Der Juli war unbeständig. Trockene und sehr warme bis heiße Phasen wechselten sich, mit kräftigen Schauern und Gewittern oder großflächigerem Regen ab. Die Ernte von Wintergerste musste immer wieder unterbrochen werden. In der zweiten Julihälfte begann in den früheren Lagen die Ernte des Winterweizens und des Sommergetreides.
Die eher unbeständige Wetterlage setzte sich im August fort, wobei die trockeneren und teils heißen Witterungsabschnitte zunahmen. Dennoch traten wiederholt Wetterlagen mit verbreiteten Schauern und Gewittern auf, sodass die Erntearbeiten zeitweise pausieren mussten. Die überdurchschnittlichen Temperaturen und die gute Wasserversorgung führten beim Mais und Zuckerrüben zu einem Entwicklungsschub. Auch Grünland profitierte von den Wachstumsbedingungen. Während der September mit spätsommerlicher Wärme begann, brachte das Unwettertief Anett zur Monatsmitte einen Wetterumschwung. Es wurde deutlich kühler und feuchter, sodass viele Flächen wegen der Nässe nicht befahrbar waren.
Getreideanbau rückläufig
Mit gut 212.600 Hektar bauten die rheinland-pfälzischen landwirtschaftlichen Betriebe 2024 nach dem endgültigen Ergebnis der Bodennutzungshaupterhebung 3,6 Prozent weniger Getreide zur Körnergewinnung[2] an als im Vorjahr. Die wichtigste Fruchtart war mit 91.000 Hektar bzw. einem Anteil von rund 24 Prozent der Winterweizen. Die Anbaufläche verringerte sich im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent. Dieser Rückgang dürfte auch eine Folge des eher nassen Herbstes 2023 sein. Sommer- und Hartweizen nahmen demgegenüber um mehr als 2.000 Hektar bzw. knapp 22 Prozent auf 7.100 Hektar zu. Wintergerste konnte erneut zulegen, allerdings fiel der Zuwachs mit +2,1 Prozent auf 44.600 Hektar moderat aus. Zuvor war eine Steigerung von über elf Prozent registriert worden. Der Anbau von Sommergerste verringerte sich weiter: Mit 30.100 Hektar wurde der niedrigste Wert seit 1950 ermittelt. Die Gerstenfläche blieb mit insgesamt 74.700 Hektar konstant. Mit 16.200 Hektar veränderte sich die Anbaufläche von Triticale ebenfalls kaum. Auch der Haferanbau blieb mit 4.100 Hektar nahezu unverändert. Roggen und Wintermenggetreide wurde nur noch auf 9.000 Hektar angebaut (–8,3 Prozent). Für Körnermaisanbau waren 9.200 Hektar vorgesehen. Dies entspricht einer Abnahme von 4,5 Prozent. Während Zuckerrüben (ohne Saatguterzeugung), als wichtigste Hackfrucht im Land, auf 17.800 Hektar (+7,2 Prozent) zulegten, wies Winterraps (42.500 Hektar) nur eine Zunahme der Anbaufläche um ein Prozent auf. Der Kartoffelanbau wurde erneut reduziert. Kartoffeln wuchsen nur noch auf 6.400 Hektar (–2,9 Prozent). Der Anbau von Hülsenfrüchten (9.300 Hektar), wie Erbsen und Ackerbohnen, wurde kaum ausgedehnt.
Ackerland 2024 nach Anbauflächen
Anteil in %
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der rheinland-pfälzischen Betriebe beträgt rund 708.900 Hektar. Rund 385.100 Hektar bzw. 54 Prozent werden ackerbaulich bewirtschaftet. Auf Dauergrünland entfallen 252.900 Hektar (36 Prozent). Auf etwa jedem zehnten Hektar der landwirtschaftlich genutzten Fläche wachsen Dauerkulturen, zu denen z. B. Rebflächen und Obstanlagen gehören (71.000 Hektar).
Bundesweit wurden 2024 auf knapp der Hälfte des Ackerlandes (11,7 Millionen Hektar) Getreide zur Körnergewinnung angebaut. Auf der Getreidefläche von fast 5,8 Millionen Hektar wuchsen überwiegend Winterweizen (2,5 Millionen Hektar), Wintergerste (1,3 Millionen Hektar) und Roggen einschließlich Wintermenggetreide (536.000 Hektar) sowie Körnermais einschließlich Corn-Cob-Mix (498.000 Hektar). Im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz ist in Deutschland Silomais mit gut zwei Millionen Hektar die zweitwichtigste Fruchtart auf dem Ackerland. Winterraps wurde auf 1,1 Millionen Hektar angebaut. Der Kartoffelanbau ist 2024 auf 282.200 Hektar erweitert worden.
Getreideernte in Rheinland-Pfalz weiter rückläufig
Die rheinland-pfälzische Getreideernte belief sich 2024 auf weniger als 1,3 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Erntemenge um 5,8 Prozent gesunken. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2023 wurde ein Minus von 10,4 Prozent registriert. In dem Ergebnis ist die Erntemenge von Körnermais und Corn-Cob-Mix (97.000 Tonnen), einem Gemisch aus den Körnern und Spindeln von Mais, nicht enthalten. Ursächlich für die vergleichsweise geringe Erntemenge ist der Rückgang der Anbauflächen und die niedrigeren Erträge. So betrug der durchschnittliche Getreideertrag ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix 6,4 Tonnen je Hektar, das waren 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche Hektarertrag der Jahre 2018 bis 2023 wurde um 6,5 Prozent verfehlt.
Getreideernte in Deutschland fast ein Zehntel kleiner
In Deutschland wurden 2024 nur 34,0 Millionen Tonnen Getreide[3] geerntet. Die Vorjahreserntemenge von 38 Millionen Tonnen wurde um 10,5 Prozent unterschritten. Gegenüber dem sechsjährigen Durchschnitt (38,3 Millionen Tonnen) fehlten 11,4 Prozent. Der durchschnittliche Hektarertrag bei Getreide insgesamt lag mit 6,5 Tonnen um fast drei Dezitonnen (–4,5 Prozent) unter dem Vorjahresergebnis. Gegenüber dem sechsjährigen Mittel nahm der Ertrag um 3,7 Prozent ab. Die rheinland-pfälzische Erzeugung trug 3,8 Prozent zur deutschen Ernte bei.
Über die Hälfte der Getreideernte entfällt auf Winterweizen
Die Winterweizenernte begann – nicht zuletzt aufgrund der wechselhaften Witterung - später als in den Vorjahren. Entsprechend der Anbaubedeutung wies Winterweizen (615.000 Tonnen) mit einem Anteil von 48 Prozent den höchsten Anteil an der Gesamterntemenge in Rheinland-Pfalz auf. Die mehrjährige Erntemenge wurde um 17 Prozent und die Vorjahresmenge um 13 Prozent. verfehlt. Der Ertrag lag mit 6,8 Tonnen pro Hektar um 4,8 Prozent niedriger als im Vorjahr. Der sechsjährige Durchschnitt beträgt 7,4 Tonnen je Hektar.
Getreide- und Winterrapsernte 2023/2024
Ausgewählte Fruchtarten (1.000 t)
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Der durchschnittliche Hektarertrag von Wintergerste (6,5 Tonnen je Hektar) lag um 8,8 Prozent unter dem Vorjahresergebnis von 7,2 Tonnen je Hektar. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt (7,1 Tonnen je Hektar) fehlten 8,4 Prozent. Trotz der Erweiterung der Anbaufläche verringerte sich die Erntemenge für Wintergerste auf 291.000 Tonnen (–6,7 Prozent).
Während die Sommergerste im letzten Jahr trockenheitsbedingt nur 4,8 Tonnen je Hektar brachte, übertraf sie dieses Jahr mit 5,6 Tonnen je Hektar das mehrjährige Mittel um 2,8 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr wurden 0,8 Tonnen mehr geerntet. Der hohe Ertrag konnte allerdings den Rückgang der Anbaufläche nicht ausgleichen, sodass gegenüber dem mehrjährigen Durchschnitt bei der Erntemenge (189.000 Tonnen) rund elf Prozent fehlen. Insgesamt konnten 168.200 Tonnen gedroschen werden.
Triticale brachte 2024 durchschnittlich einen Hektarertrag von 6,2 Tonnen und eine Erntemenge von 99.800 Tonnen. Sie lag damit annähernd auf dem Vorjahresniveau. Roggen einschließlich Wintermenggetreide übertraf mit einem Hektarertrag von 5,9 Tonnen das Vorjahresergebnis um 2,1 Prozent. Das langjährige Mittel wurde allerdings um 5,4 Prozent verfehlt. Die Erntemenge erreichte 53.000 Tonnen.