9/2025 | Dr. Annette Tennstedt | Arbeit

Pendelnde 2023

Betrachtung nach soziodemografischen Merkmalen zeigt deutliche Unterschiede

08. April 2025

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Dr. Annette Tennstedt
Volkswirtin
Leiterin Referat „VGR, ETR, Arbeitsmarkt“
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Rheinland-Pfalz hat mit 62 Prozent bundesweit eine der höchsten Auspendelquoten. Allerdings gibt es beträchtliche Unterschiede nicht nur zwischen den einzelnen Verwaltungseinheiten, sondern auch bei der Betrachtung nach verschiedenen soziodemografischen Merkmalen. So pendeln z. B. Frauen und Teilzeitbeschäftigte im Durchschnitt weniger zur Arbeit in andere Verwaltungseinheiten als Männer und Vollzeitbeschäftigte.

Auspendelquote liegt landesweit bei 62 Prozent

Ein erheblicher Teil der Erwerbstätigen arbeitet nicht am Wohnort, sondern pendelt potenziell zur Arbeit. Die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer erreichten laut Pendlerrechnung der Länder 2023 eine Auspendelquote von knapp 62 Prozent, d. h. fast zwei Drittel der erwerbstätigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer (knapp 1,35 Millionen) hatten ihren Arbeitsplatz nicht in der Verbandsgemeinde, verbandsfreien Gemeinde bzw. kreisfreien Stadt, in der sie wohnen. 

Dabei sind die Auspendelquoten in den einzelnen Verwaltungseinheiten sehr unterschiedlich.[1] Die höchsten Auspendelquoten gab es 2023 in den Verbandsgemeinden Zweibrücken-Land und Bad Kreuznach (jeweils 85 Prozent), die niedrigsten in den Städten Trier (28 Prozent) und Kaiserslautern (35 Prozent), sowie der Verbandsgemeinde Prüm (37 Prozent).[2] Auch in den anderen kreisfreien Städten waren die Auspendelquoten eher niedrig; die höchste Quote verzeichnete Frankenthal mit 63 Prozent. Unter den 30 Verwaltungseinheiten mit den niedrigsten Auspendelquoten finden sich zehn der zwölf kreisfreien Städte sowie acht der 29 verbandsfreien Gemeinden. In größeren Städten gibt es üblicherweise viele Arbeitsplätze in diversen Branchen und Berufen für verschiedene Qualifikationsniveaus. Dies zeigt sich auch in der Arbeitsplatzdichte[3], die in 23 der 24 Landkreise geringer ist als in allen kreisfreien Städten. Dementsprechend müssen dort weniger Beschäftigte ihren Wohnort verlassen.

Auspendelquote auf Verbandsgemeindeebene 2023

Datengrundlage dieses Beitrags ist die Pendlerrechnung der Länder. Sie stellt Ergebnisse zu den Pendelnden für alle Gemeinden Deutschlands bereit. Für Rheinland-Pfalz sowie für Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Thüringen werden aufgrund der kleinteiligen Gebietsstruktur Ergebnisse für die Ebene der Gemeindeverbände nachgewiesen. Zur „Verbandsgemeindeebene“ in Rheinland-Pfalz zählen die Verbandsgemeinden (129), die verbandsfreien Gemeinden (29) und die kreisfreien Städte (12), also insgesamt 170 Verwaltungseinheiten.

Die Pendlerrechnung basiert auf Auswertungen von Angaben zum Wohn- und Arbeitsort; sie kann daher nur erwerbsbedingte „potenzielle“ Mobilitätsströme darstellen. Aus den Ergebnissen sind keine Aussagen möglich, ob und wenn ja wie häufig die Personen tatsächlich zu ihrem Arbeitsort pendeln bzw. wie oft sie im Homeoffice arbeiten. Nach den Erstergebnissen des Mikrozensus 2023 gaben 79 Prozent der Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz an, in den vier Wochen vor der Befragung ihre Erwerbsarbeit nie von zu Hause ausgeübt zu haben. Bundesweit waren es 76 Prozent.

Ausführlichere Informationen zur Methodik finden sich im Beitrag „Pendlerrechnung 2023“ in der Dezemberausgabe 2025 des Statistischen Monatshefts Rheinland-Pfalz: www.statistischebibliothek.de/mir/receive/RPHeft_mods_00023120 

Weitere Informationen zur Pendlerrechnung der Länder erhalten Sie auch hier: https://www.statistikportal.de/de/veroeffentlichungen/pendlerrechnung

Frauen haben eine geringere Pendelneigung

Zusätzlich zeigt eine Betrachtung nach soziodemografischen Merkmalen größere Unterschiede in der Pendelneigung. Von den in der Pendlerrechnung erfassten erwerbstätigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzern waren 2023 etwas mehr als die Hälfte männlich (53 Prozent). Dies gilt für fast alle 170 Verwaltungseinheiten der Verbandsgemeindeebene. Lediglich in sechs Verbandsgemeinden nahe der luxemburgischen Grenze stellten Frauen einen Anteil von 50 Prozent und mehr. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass dort die Zahl der Pendelnden nach Luxemburg, die in diesem Beitrag nicht berücksichtigt werden, sehr hoch und mehrheitlich männlich ist. 

Auspendelquote der Frauen
Auspendelquote der Männer

Fast zwei Drittel der Männer arbeiteten nicht an ihrem Wohnort, sondern pendelten in eine andere Verbandsgemeinde, verbandsfreie Gemeinde oder kreisfreie Stadt zur Arbeit (64 Prozent). Auch die Mehrheit der Frauen arbeitete nicht an ihrem Wohnort; die Auspendelquote lag aber um 6,4 Prozentpunkte unter der Quote der Männer. Die geringere Pendelneigung der Frauen zeigt sich nicht nur im rheinland-pfälzischen Durchschnitt, sondern ist in einem Großteil der 170 Verwaltungseinheiten zu beobachten. Lediglich in 13 Verbandsgemeinden bzw. kleineren verbandsfreien Gemeinden überstieg die Auspendelquote der Frauen die Quote der Männer und zwar um maximal 5,7 Prozentpunkte (verbandsfreie Gemeinde Morbach). In den Verbandsgemeinden Dahner Felsenland und Kusel-Altenglan war die Auspendelquote der Frauen dagegen um fast 20 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. 

Das Niveau der Auspendelquote variiert sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern stark zwischen den Verwaltungseinheiten. Die niedrigsten Auspendelquoten waren bei den Frauen in Trier, in der kreisfreien Stadt Kaiserslautern und in Idar-Oberstein zu verzeichnen, bei den Männern in Trier, in der Verbandsgemeinde Prüm und in der Stadt Kaiserslautern. Generell weisen vor allem die kreisfreien Städte relativ niedrige Auspendelquoten auf; die Arbeitsplatzdichte dort ist überdurchschnittlich hoch. Die höchsten Auspendelquoten wiesen bei den Frauen die Verbandsgemeinden Zweibrücken-Land, Bad Kreuznach und Pirmasens-Land auf. Bei den Männern war – neben Pirmasens-Land und Zweibrücken-Land – Limburgerhof unter den Top drei. 

Auspendelquoten in Rheinland-Pfalz 20231
(in %)

MerkmaleInsgesamtFrauenMänner
25 – 45 Jahre64,261,866,3
45 – 67 Jahre60,355,464,9
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte66,362,169,9
     darunter: Auszubildende62,662,962,4
Beamtinnen und Beamte76,374,178,6
Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftige sowie Selbstständige und mithelfende Familienangehörige35,735,735,7
Vollzeit64,161,065,7
Teilzeit54,754,655,2
Insgesamt60,957,563,9

1  Ohne Auspendelnde ins Ausland.

Auspendelquoten der Jüngeren sind höher

Ein Vergleich nach groben Altersgruppen zeigt eine etwas höhere Pendelneigung bei den Jüngeren. In Rheinland-Pfalz lag die Auspendelquote der 25- bis unter 45-Jährigen 2023 mit 64 Prozent etwas über der Auspendelquote der 45- bis unter 67-Jährigen mit 60 Prozent. Lediglich in Wittlich und in der Verbandsgemeinde Wachenheim an der Weinstraße wiesen die Älteren eine geringfügig höhere Auspendelquote auf. Dabei gehört Wittlich zu den Verwaltungseinheiten mit den niedrigsten und Wachenheim zu den Verwaltungseinheiten mit den höchsten Auspendelquoten. Die größten Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen gab es in der Verbandsgemeinde Speicher und in der verbandsfreien Gemeinde Germersheim mit rund elf Prozentpunkten.

Die zusätzliche Berücksichtigung des Geschlechts zeigt, dass die Auspendelquote bei den jüngeren Männern nur geringfügig höher ist als bei den älteren. Der Abstand zwischen den Auspendelquoten nach Altersgruppen ist also vor allem auf die Frauen zurückzuführen: Die Auspendelquote der jüngeren Frauen liegt mit 62 Prozent deutlich höher als die der älteren Frauen mit 55 Prozent. Dies bedeutet auch, dass die Auspendelquote der jüngeren Frauen nur 4,4 Prozentpunkte unter der Quote der jüngeren Männer liegt. In der Altersgruppe der 45- bis unter 67-Jährigen betrug die Differenz dagegen 9,6 Prozentpunkte. Dieses generelle Muster zeigt sich auch in fast allen 170 Verwaltungseinheiten der Verbandsgemeindeebene. 

Beamtinnen und Beamte pendeln am häufigsten aus

Nach Stellung im Beruf betrachtet unterscheidet sich die Pendelneigung besonders stark. Mit einem Anteil von etwa drei Viertel sind die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die mit Abstand größte Gruppe. Die Auspendelquote der sozialversicherungspflichtigen Männer lag im rheinland-pfälzischen Durchschnitt mit 70 Prozent rund acht Prozentpunkte über der Quote der Frauen. Noch höher ist die Auspendelquote der Beamtinnen und Beamten. Hier pendelten mehr als drei Viertel der Männer und knapp drei Viertel der Frauen über die Grenze der Verbandsgemeinde, verbandsfreien Gemeinde bzw. kreisfreien Stadt, in der sie wohnen, zur Arbeit. Allerdings gehören lediglich knapp fünf Prozent der in der Pendlerrechnung berücksichtigten Personen zu dieser Gruppe. In der Gruppe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind die Auszubildenden enthalten. Deren Auspendelquote war mit 62 bzw. 63 Prozent bei Männern und Frauen fast identisch. 

Neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie Beamtinnen und Beamten sind auch ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte und Selbstständige in der Pendlerrechnung enthalten. Bei den Männern ist der Anteil der Selbstständigen etwas höher als der Anteil der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten. Frauen sind dagegen wesentlich häufiger ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt als selbstständig. Die Auspendelquote dieser beiden Gruppen zusammen lag bei 36 Prozent, unabhängig vom Geschlecht. Ein Grund für die deutlich niedrigere Auspendelquote dürfte die Tatsache sein, dass es sich bei geringfügigen Beschäftigungen weniger lohnt, eine längere Anfahrt in Kauf zu nehmen. Selbstständige, insbesondere ohne Beschäftigte, haben häufiger ihren Arbeitsplatz zuhause und daher eine geringere Pendelneigung. 

Die für das Land insgesamt hinsichtlich des Auspendelns dargestellten grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Stellungen im Beruf und den Geschlechtern sind so in fast allen Verwaltungseinheiten zu beobachten, wobei sich jedoch die Größenordnung der Differenzen unterscheidet.